Auf Cochino Grande in den Cayos Cochinos versichert uns der Besitzer des Tauchresorts : "It´s a nice walk up to the lighthouse." Ein verdammt heißer aber auch, denn der Pfad durch den Tropenwald ist steil und perfekt windgeschützt. Der Leuchtturm selbst ist deutsche Wertarbeit, honduranisch gewartet. Nach seinem weißen Feuer, alle sieben Sekunden blitzend, hält der Seemann nachts vergeblich Ausschau. Als Aussichtspunkt dagegen ist die Stahlröhre unübertroffen. Noch liegt Nacht über dem Meer; "Now or Never" lüftet in dem lauen Nordost alle ihre Segel; der Autopilot hält Kurs auf Glovers Reef. "Wir segeln, wohin die Gäste wollen", erklärt mir Rudolf seine Charterphilosophie, "es gibt weder Strickmuster noch Kochrezepte für einen Törn. Jeder wird individuell gestaltet. So habe ich die ganze Karibik kennengelernt, nur ein paar Ecken fehlen mir noch. Irgendwann hoffe ich auch Crews zu finden, die mit uns rund Kuba segeln wollen."

Revier mit Anspruch

Den größten Wunsch möchte er sich im Jahr 2000 erfüllen : "Meinen fünfzigsten Geburtstag möchte ich nach einem Chartertörn durch die Südsee bei der Olympiade in Sydney feiern", träumt er vor sich hin, bis ihn die Palmen auf Southwest Cay daran erinnern, daß Nigel Calder in der Südeinfahrt von Glovers Reef kein Haar in der Suppe, Freya Rauscher dagegen einen ganzen Felsen mit nur drei Fuß Wasser darüber gefunden hatte. Das macht die Navigation in diesen Gewässern so schwierig. Doch erst am letzten Tag verstehe ich, warum es in Belize und auf den Bay Islands von Honduras so wenig Charterangebote gibt.

Der letzte Schlag von South Water Cay durch das Barrier-Riff ans Festland nach Placencia wird zu einem Spießrutenlauf zwischen Flachs und Riffen in flauem Licht. Nein, das ist kein Revier für Freizeitkapitäne ! Führerscheine und auswendig gelernte Prüfungsfragen sind kein Befähigungsnachweis für die Navigation in so schwierigen Gewässern. Hier zählt nur Erfahrung. Und die hat unser Skipper. Unbeeindruckt von nervösen Crewmitgliedern, steuert Rudolf seine "Now or Never" unter vollen Segeln durch das Labyrinth, bis vor Placencia der Anker fällt.

Aus Frankreich geflohene Hugenotten hatten dem Ort seinen namen gegeben : "Plaisance !" Er könnte auch für diesen ganzen, von der Welt immer noch vergessenen Winkel der Karibik stehen.